Mittwoch, 11. August 2010

Etikett "Christ"


Was ist's, das geschehen ist? Eben das hernach geschehen wird. Was ist's, das man getan hat? Eben das man hernach tun wird; und geschieht nichts Neues unter der Sonne.

(Ekklesiastes 1,9)

Typologie eines Etikettenschwindels

Unter den Israeliten, die sich als Gottes wahres und einziges Volk verstanden, Christus aber ablehnten und am Ende kreuzigen ließen, gab es zwei dominierende Fraktionen: die Pharisäer und die Sadduzäer.

Die Pharisäer

Die Pharisäer waren die Moralisten und Gesetzeswütigen, die sich durch ihre Religiösität gerne von anderen abhoben, die aber das Wesen der Botschaft vom göttlichen Messias, die das israelische Volk als Obhüter erhalten hatte und die es zum Heil an alle Welt weitergeben sollte, nie verstanden hatten noch verstehen wollten. Ihnen gefiel es, Menschen im Rahmen ihrer Religion anklagen und kontrollieren zu können. Die Pharisäer waren in diesem Sinne das jüdische Vorbild der selbstgerechten bigotten Frömmler unter den Christen, die sich für moralisch überlegen halten, gerne mit dem Finger auf andere zeigen und sich nicht selten eifrig dafür einsetzen, ihre religiösen Überzeugungen und Agendae durch staatliche Gesetze und - wenn nötig - mit Gewalt durchzusetzen (siehe Katholische Inquisition und Tea Party Movement in den USA).

Die Sadduzäer

Die Sadduzäer waren die Liberalisten unter den Juden. Sie legten die Schrift nach menschlichem Ermessen aus und relativierten wichtige biblische Aussagen, wobei sie sich „rational“ aufgeklärt und weltlich gebärdeten. Die Sadduzäer waren fasziniert von der "Weisheit der Welt". Sie schätzten die Wissenschaften höher als die göttliche Offenbarung, lehnten Wunder ab und glaubten nicht an eine tatsächliche Auferstehung. Die Fraktion der Sadduzäer war ein Typos für denjenigen Teil der Christenheit im Laufe der Geschichte, der kein Problem damit hatte und hat, fundamentale Wahrheiten der Heiligen Schrift und wichtige Säulen des Evangeliums schlichtwegs für ungültig oder überholt zu erklären, um auf diese Weise das Gesicht vor der Welt wahren zu können; und um freizügig den eigenen Wegen und weltlichen Interessen nachgehen zu können.

Innerhalb des Christentums hat ein großer Teil der bekennenden Christen auf genau dieselbe Weise Christus verleugnet, wie es einst die konservative Pharisäer- und die liberale Sadduzäerfraktion taten. Beide leugnen jeweils auf ihre Weise das Evangelium und kreuzigen Christus ein zweites Mal.

Jesus Christus warnte seine Jünger vor den Lehren der Pharisäer und Sadduzäer:

Als seine Jünger ans jenseitige Ufer kamen, hatten sie vergessen, Brot mitzunehmen. Jesus aber sprach zu ihnen: Habt acht und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!

Da machten sie sich untereinander Gedanken und sagten: Weil wir kein Brot mitgenommen haben!

Als es aber Jesus merkte, sprach er zu ihnen: Ihr Kleingläubigen, was macht ihr euch Gedanken darüber, daß ihr kein Brot mitgenommen habt? Versteht ihr noch nicht, und denkt ihr nicht an die fünf Brote für die Fünftausend, und wie viele Körbe ihr da aufgehoben habt? Auch nicht an die sieben Brote für die Viertausend, und wie viele Körbe ihr da aufgehoben habt? Warum versteht ihr denn nicht, daß ich euch nicht wegen des Brotes gesagt habe, daß ihr euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer hüten solltet?

Da sahen sie ein, daß er nicht gesagt hatte, sie sollten sich hüten vor dem Sauerteig des Brotes, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer.

(Matthäus 16,5-12)

Jesus Christus und die Sadduzäer

In einer Begebenheit machte Christus den Saduzäern knapp und bündig klar, daß sie keine Ahnung von Gott noch von den geistlichen Wahrheiten hatten, die in der Schrift geoffenbart waren, sondern daß sie sich willentlich in ihrer eigenen beschränkten Logik festfuhren und verblendeten.

An jenem Tag traten Sadduzäer zu ihm, die sagen, es gebe keine Auferstehung, und sie fragten ihn und sprachen: Meister, Mose hat gesagt: Wenn jemand ohne Kinder stirbt, so soll sein Bruder dessen Frau zur Ehe nehmen und seinem Bruder Nachkommen erwecken. Nun waren bei uns sieben Brüder. Der erste heiratete und starb; und weil er keine Nachkommen hatte, hinterließ er seine Frau seinem Bruder. Gleicherweise auch der andere und der dritte, bis zum siebten. Zuletzt, nach allen, starb auch die Frau. Wem von den Sieben wird sie nun in der Auferstehung als Frau angehören? Denn alle haben sie zur Frau gehabt.

Aber Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Ihr irrt, weil ihr weder die Schriften noch die Kraft Gottes kennt. Denn in der Auferstehung heiraten sie nicht, noch werden sie verheiratet, sondern sie sind wie die Engel Gottes im Himmel. Was aber die Auferstehung der Toten betrifft, habt ihr nicht gelesen, was euch von Gott gesagt ist, der spricht: »Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs«? Gott ist aber nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen.

Und als die Menge dies hörte, erstaunte sie über seine Lehre.

(Matthäus 22,23-33)

Jesus Christus und die Pharisäer

Man beachte, mit was für ausgesprochen scharfen Worten Christus sich an die Pharisäer wandte:

Da redete Jesus zu der Volksmenge und zu seinen Jüngern und sprach:

Die Schriftgelehrten und Pharisäer haben sich auf Moses Stuhl gesetzt. Alles nun, was sie euch sagen, daß ihr halten sollt, das haltet und tut; aber nach ihren Werken tut nicht, denn sie sagen es wohl, tun es aber nicht.

Sie binden nämlich schwere und kaum erträgliche Bürden und legen sie den Menschen auf die Schultern; sie aber wollen sie nicht mit einem Finger anrühren. Alle ihre Werke tun sie aber, um von den Leuten gesehen zu werden. Sie machen nämlich ihre Gebetsriemen breit und die Säume an ihren Gewändern groß, und sie lieben den obersten Platz bei den Mahlzeiten und die ersten Sitze in den Synagogen und die Begrüßungen auf den Märkten, und wenn sie von den Leuten »Rabbi, Rabbi«genannt werden.

Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen, denn einer ist euer Meister, der Christus; ihr aber seid alle Brüder. Nennt auch niemand auf Erden euren Vater; denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist. Auch sollt ihr euch nicht Meister nennen lassen; denn einer ist euer Meister, der Christus. Der Größte aber unter euch soll euer Diener sein. Wer sich aber selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.

Aber wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, daß ihr das Reich der Himmel vor den Menschen zuschließt! Ihr selbst geht nicht hinein, und die hinein wollen, die laßt ihr nicht hinein.

Wehe euch
, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, daß ihr die Häuser der Witwen freßt und zum Schein lange betet. Darum werdet ihr ein schwereres Gericht empfangen!

Wehe euch
, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, daß ihr Meer und Land durchzieht, um einen einzigen Judengenossen zu machen, und wenn er es geworden ist, macht ihr einen Sohn der Hölle aus ihm, zweimal mehr, als ihr es seid!

Wehe euch, ihr blinden Führer, die ihr sagt: Wer beim Tempel schwört, das gilt nichts; wer aber beim Gold des Tempels schwört, der ist gebunden. Ihr Narren und Blinden, was ist denn größer, das Gold oder der Tempel, der das Gold heiligt? Und: Wer beim Brandopferaltar schwört, das gilt nichts; wer aber beim Opfer schwört, das darauf liegt, der ist gebunden. Ihr Narren und Blinden! Was ist denn größer, das Opfer oder der Brandopferaltar, der das Opfer heiligt?

Darum, wer beim Altar schwört, der schwört bei ihm und bei allem, was darauf ist. Und wer beim Tempel schwört, der schwört bei ihm und bei dem, der darin wohnt. Und wer beim Himmel schwört, der schwört bei dem Thron Gottes und bei dem, der darauf sitzt.

Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, daß ihr die Minze und den Anis und den Kümmel verzehntet und das Wichtigere im Gesetz vernachlässigt, nämlich das Recht und das Erbarmen und den Glauben! Dieses sollte man tun und jenes nicht lassen. Ihr blinden Führer, die ihr die Mücke aussiebt, das Kamel aber verschluckt!

Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, daß ihr das Äußere des Bechers und der Schüssel reinigt, inwendig aber sind sie voller Raub und Unmäßigkeit! Du blinder Pharisäer, reinige zuerst das Inwendige des Bechers und der Schüssel, damit auch ihr Äußeres rein werde!

Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, daß ihr getünchten Gräbern gleicht, die äußerlich zwar schön scheinen, inwendig aber voller Totengebeine und aller Unreinheit sind! So erscheint auch ihr äußerlich vor den Menschen als gerecht, inwendig aber seid ihr voller Heuchelei und Gesetzlosigkeit.

Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, daß ihr die Gräber der Propheten baut und die Denkmäler der Gerechten schmückt und sagt: Hätten wir in den Tagen unserer Väter gelebt, wir hätten uns nicht mit ihnen des Blutes der Propheten schuldig gemacht. So gebt ihr ja euch selbst das Zeugnis, daß ihr Söhne der Prophetenmörder seid. Ja, macht ihr nur das Maß eurer Väter voll!

Ihr Schlangen! Ihr Otterngezücht! Wie wollt ihr dem Gericht der Hölle entgehen? Siehe, darum sende ich zu euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte; und etliche von ihnen werdet ihr töten und kreuzigen, und etliche werdet ihr in euren Synagogen geißeln und sie verfolgen von einer Stadt zur anderen, damit über euch alles gerechte Blut kommt, das auf Erden vergossen worden ist, vom Blut Abels, des Gerechten, bis zum Blut des Zacharias, des Sohnes Barachias, den ihr zwischen dem Tempel und dem Altar getötet habt.

Wahrlich, ich sage euch: Dies alles wird über dieses Geschlecht kommen!

(Matthäus 23, 1-36)


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