John Bunyan verbrachte aufgrund seines Glaubens mehr als 12 Jahre im Gefängnis. In dieser Zeit schrieb er unter anderem sein Buch "Pilgerreise", eine "allegorische Darstellung des christlichen Glaubensweges, die zu einem der bekanntesten Werke der Weltliteratur wurde". (wikipedia)Ein Gespräch zwischen Christ und Hoffnungsvoll während sie gemeinsam auf dem schmalen Pfad pilgern.
Christ begann und sagte: „Ich möchte dir eine Frage stellen. Was hat dich veranlaßt, so zu leben, wie du jetzt lebst?“
Hoffnungsvoll: „Du meinst, wie ich dazu gekommen bin, mich um das Wohl meiner Seele zu kümmern?“
Christ: „Genau das meine ich.“
Hoffnungsvoll: „Lange Zeit habe ich meine Freude an den Dingen gehabt, die auf unserem Markt zu sehen und zu kaufen waren; Dinge, so glaube ich jetzt, an denen ich zugrunde gegangen wäre, wenn ich mich weiter damit abgegeben hätte.“
Christ: „Was waren das für Dinge?“
Hoffnungsvoll: „All die Schätze und Reichtümer der Welt. Ich war gern bei Krawallen dabei und nahm an ausschweifenden Festen teil, trank, fluchte, log, trieb Unzucht, mißachtete den Sabbat und dergleichen Dinge mehr, an denen die Seele Schaden nimmt. Doch schließlich wurde ich durch dich und den geliebten Getreu, der auf dem Markt der Eitelkeiten um seines Glaubens willen getötet wurde, auf den Glauben aufmerksam und merkte, daß das Ende dieser Dinge der Tod ist und daß um solcher Dinge willen der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams kommt“. (1)
Christ: „Und davon warst du sofort überzeugt?“
Hoffnungsvoll: „Nein, zuerst wollte ich von dem Übel der Sünde nichts wissen, und auch nicht von der Verdammung, die sie nach sich zieht, sondern versuchte, meine Augen vor dem Licht des Wortes Gottes zu verschließen.“
Christus: „Aber warum hast du dich dem ersten Wirken des guten Geistes Gottes an dir so widersetzt?“
Hoffnungsvoll: „Die Gründe waren: Erstens, daß ich nicht wußte, daß Gott an mir wirkte. Ich hätte nie gedacht, daß Gott die Bekehrung eines Sünders damit beginnt, daß er ihn auf die Sünde aufmerksam macht. Zweitens machte mir das Sündigen noch so viel Spaß, daß es mir schwerfiel, es sein zu lassen. Drittens wußte ich nicht, wie ich mich von meinen alten Freunden trennen sollte, deren Gesellschaft und Tun mir so kostbar waren. Viertens waren die Stunden, in denen mich das Bewußtsein meiner Sünde überfiel, so qualvoll und angsterregend für mich, daß ich nicht einmal die Erinnerung daran ertragen konnte.“
Christ: „Dann hat es also auch Zeiten gegeben, wo es dir keine Not gemacht hat.“
Hoffnungsvoll: „Genau. Aber irgendwann fiel mir alles wieder ein, und dann war ich genauso schlimm dran wie vorher, wenn nicht noch schlimmer.“
Christ: „Was hat dich denn immer wieder an deine Sünden erinnert?“
Hoffnungsvoll: „Alles mögliche. Ich brauchte nur einen guten Mann auf der Straße treffen, jemanden aus der Bibel vorlesen hören, Kopfschmerzen zu bekommen, zu hören, daß unter meinen Nachbarn jemand krank war, die Totenglocke zu hören, an meinen eigenen Tod zu denken oder vom plötzlichen Tod eines anderen zu hören. Besonders aber geschah es dann, wenn ich daran dachte, daß ich bald vor dem Gericht erscheinen muß.“
Christ: „Und ist es dir irgendwie gelungen, die Schuldgefühle loszuwerden, wenn diese Wellen über dich kamen?“
Hoffnungsvoll: "Nein, zum Schluß nicht mehr, denn sie nisteten sich zu fest in meinem Gewissen ein. Und dann brauchte ich nur daran zu denken, erneut zu sündigen, obwohl ich nun anders darüber dachte, und schon quälte mich mein Gewissen doppelt.“
Christ: „Und wie ging es dann weiter?“
Hoffnungsvoll: „Mir wurde klar, daß ich versuchen mußte, mein Leben zu ändern, denn sonst, dachte ich, würde ich gewiß verdammt werden.“
Christ: „Hast du es versucht?“
Hoffnungsvoll: „Ja. Ich mied nicht nur meine Sünden, sondern auch jede sündige Gesellschaft und flüchtete mich in religiöse Übungen wie Beten, Bibellesen, über die Sünde weinen, meinen Nächsten die Wahrheit sagen und so weiter. All das tat ich und noch vieles mehr, daß ich hier nicht aufzählen kann.“
Christ: „Und dann dachtest du, es wäre alles in Ordnung mit dir?“
Hoffnungsvoll: „Ja, eine Weile lang schon, doch schließlich brach die ganze Not von neuem über mich hinein, trotz all der Veränderungen, die ich in meinem Leben vorgenommen hatte.“
Christ: „Wie kamm es denn dazu, wo du dich doch nun geändert hattest?“
Hoffnungsvoll: „Es gab mehrere Dinge, die das auslösten, besonders Bibelstellen wie diese: ‚All unsere Gerechtigkeit ist wie ein beflecktes Kleid’(2), ‚Durch die Werke des Gesetzes wird kein Mensch gerecht’(3), ‚Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprecht: Wir sind unnütze Knechte’(4) und noch viele andere. Diese Stellen brachten mich auf folgenden Gedanken: Wenn alle meine Gerechtigkeit wie ein beflecktes Kleid war, wenn kein Mensch durch Werke des Gesetzes gerecht werden kann und wenn wir, selbst wenn wir alles getan haben, dennoch unnütze Knechte sind, dann ist es pure Dummheit zu meinen, man könnte durch das Gesetz in den Himmel kommen. Außerdem dachte ich folgendes: Wenn ein Mann bei einem Ladenbesitzer mit hundert Mark in der Kreide steht und von da an für alles bezahlt, was er kauft, so stehen seine alten Schulden immer noch undurchkreuzt im Buch. Dafür kann ihn der Ladenbesitzer verklagen und ins Gefängnis werfen lassen, bis er die Schulden bezahlt hat.“
Christ: „Und was hat das mit dir zu tun?“
Hoffnungsvoll: „Nun, ich dachte mir: Durch meine Sünden stehe ich bei Gott tief in der Kreide, und diese Schuld kann ich nicht begleichen, indem ich jetzt ein noch so anständiges Leben führe. Deshalb war trotz all meiner gegenwärtigen Besserung immer noch die Frage offen: Wie werde ich frei von der Verurteilung, der ich mich durch meine früheren Übertretungen ausgesetzt habe?“
Christ: „Eine sehr gute Auslegung. Aber bitte, sprich doch weiter.“
Hoffnungsvoll: „Eine andere Sache, die mir auch nach meiner kürzlichen Besserung zu schaffen machte, ist diese: Wenn ich mir das Beste von dem, was ich jetzt tue, genau anschaue, sehe ich immer noch Sünde, neue Sünde, die sich in mein bestes Verhalten mischt. Somit muß ich zu dem Schluß kommen, daß ich trotz der Rosinen, die ich mir auf mich selbst und meine Pflichterfüllung eingebildet habe, selbst inmitten der Pflicht noch genug gesündigt habe, um dafür in die Hölle zu kommen, selbst wenn mein früheres Leben ohne Fehl gewesen wäre.“
Christ: „Was hast du dann getan?“
Hoffnungsvoll: „Getan! Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte, bis ich Getreu mein Herz ausschüttete, denn wir beide waren gute Bekannte. Und er sagte mir, wenn ich nicht die Gerechtigkeit eines Mannes erlangen könne, der niemals gesündigt hat, so könne mich weder meine eigene noch die Gerechtigkeit der ganzen Welt retten.“
Christ: „Und hast du geglaubt, was er sagte?“
Hoffnungsvoll: "Hätte er mir das gesagt, solange ich noch zufrieden mit meinen eigenen Verbesserungen war, so hätte ich ihn einen Narren genannt, doch jetzt, wo ich meine eigene Unzulänglichkeit erkenne und sehe, wie sehr die Sünde noch an meinen besten Anstrengungen klebt, bin ich gezwungen, mich seiner Ansicht anzuschließen.“
Christ: „Hast du denn, als er dir das zum ersten Mal sagte, gedacht, daß ein solcher Mann zu finden sei, von dem man zu recht sagen könnte, daß er nie eine Sünde begangen hat?“
Hoffnungsvoll: „Ich muß zugeben, daß mir das anfangs sehr merkwürdig vorkam, aber nachdem wir uns noch eine Weile darüber unterhalten hatten, war ich vollständig überzeugt.“
Christ: „Hast du ihn denn auch gefragt, wer dieser Mann sei und wie du durch ihn gerechtfertigt werden müssest?“
Hoffnungsvoll: „Ja, und er sagte mir, es sei der Herr Jesus, der zur Rechten des Höchsten sitzt. (5) ‚Und so’, sagte er, ‚mußt du durch ihn gerechtfertigt werden: indem du auf das vertraust, was er tat, als er hier auf der Erde lebte, und was er erlitten hat, als er am Kreuz hing.’(6) Ich fragte ihn weiter, wie die Gerechtigkeit dieses Mannes denn einen anderen vor Gott rechtfertigen könne. Und er sagte mir, er sei der allmächtige Gott gewesen und habe nicht für sich selbst gelebt und den Tod erlitten, sondern für mich. So würden seine Taten und ihr Wert auf mich übertragen, wenn ich an ihn glaubte.“ (7)
Christ: „Und was hast du dann getan?“
Hoffnungsvoll: „Ich habe Einwände erhoben, weil ich nicht glaubte, daß er jemanden wie mich wirklich retten wollte.“
Christ: „Und was hat Getreu darauf erwidert?“
Hoffnungsvoll: „Er forderte mich auf, zu ihm zu gehen und es selbst zu sehen. Das sei Anmaßung, erwiderte ich, doch er entgegnete: Nein, denn ich sei eingeladen, zu kommen. (8) Dann gab er mir ein Buch, von Jesus selbst eingegeben, um mich zu ermutigen, zu ihm zu gehen. Über dieses Buch sagte er, jeder Buchstabe davon stehe fester als Himmel und Erde. (9) ‚Was muß ich denn tun, wenn ich zu ihm gehe?’, fragte ich ihn. Er sagte, ich müsse den Vater auf Knien von ganzem Herzen und ganzer Seele anflehen(10), sich mir zu zeigen. ‚Wie muß ich denn meine Bitten vor ihn bringen?’, fragte ich weiter. Und er sagte: ‚Geh nur hin, und du wirst ihn auf einem Gnadenthron(11) finden, auf dem er das ganze Jahr über sitzt, um denen, die zu ihm kommen, Vergebung zu schenken.’ Darauf sagte ich, ich wisse nicht, was ich sagen sollte, wenn ich zu ihm käme, und er trug mir auf, etwa folgendes zu sagen:
‚Gott, sei mir Sünder gnädig, und hilf mir, Jesus Christus kenenzulernen und an ihn zu glauben; denn ich sehe, daß ich unrettbar verloren wäre, wenn es seine Gerechtigkeit nicht gäbe oder ich nicht an diese Gerechtigkeit glauben würde. Herr, ich habe gehört, daß du ein barmherziger Gott bist und beschlosen hast, daß dein Sohn Jesus Christus der Retter der Welt sein sollte; und auch, daß du bereit bist, einen armen Sünder wie mich (und das bin ich wahrhaftig) an ihm Anteil haben zu lassen. Darum, Herr, ergreife diese Gelegenheit und vergrößere deine Gnade durch die Errettung meiner Seele durch deinen Sohn Jesus Christus. Amen.’“
Christ: „Und hast du getan, was er dir sagte?“
Hoffnungsvoll: „Ja, immer und immer wieder.“
Christ: „Und hat der Vater dir seinen Sohn offenbart?“
Hoffnungsvoll: “Nicht beim ersten Mal; auch nicht beim zweiten, dritten, vierten und fünften, nicht einmal beim sechsten Mal.“
Christ: „Was hast du dann getan?“
Hoffnungsvoll: „Ja, was! Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte.“
Christ: „ Hast du nicht daran gedacht, mit dem Beten aufzuhören?“
Hoffnungsvoll: „Doch, hundertmal.“
Christ: „Und warum hast du es nicht getan?“
Hoffnungsvoll: „Weil ich an das glaubte, was mir gesagt worden war, nämlich daß nichts in der Welt mich ohne die Gerechtigkeit Christi würde retten können. Darum dachte ich mir: Wenn ich aufhöre, sterbe ich, und auch vor dem Thron Gottes kann mir nichts Schlimmeres passieren, als daß ich sterbe. Dann kam mir plötzlich der Gedanke: Wenn die Verheißung sich auch hinzieht, so harre ihrer; sie wird gewiß kommen und nicht ausbleiben.“ (11) Also betete ich weiter, bis der Vater mir den Sohn zeigte.“
Christ: „Und wie wurde er dir offenbart?“
Hoffnungsvoll: „Ich habe ihn nicht mit meinen leiblichen Augen gesehen, sondern mit den Augen meines Verständnisses, und das kam so. Eines Tages war ich traurig, ich glaube, trauriger als ich je in meinem Leben gewesen war; und diese Traurigkeit kam daher, daß mir ganz neu die Größe und Abscheulichkeit meiner Sünden aufging. Und während ich so nichts als die Hölle und die ewige Verdammnis meiner Seele vor Uagen hatte, glaubte ich plötzlich, den Herrn Jesus vom Himmel auf mich herabblicken zu sehen und sagen zu hören: Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du selig!“ (12)
Und ich erwiderte: Herr, ich bin ein großer, ein sehr großer Sünder. Und er antwortete: Laß dir an meiner Gnade genügen. (13) Darauf sagte ich: Aber Herr, was heißt es, zu glauben? Da begriff ich plötzlich durch das Wort ‚Wer zu mir kommt, der wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten’ (14), daß Glauben und Kommen ein und dasselbe ist und daß jeder, der kommt, das heißt, der sich von ganzem Herzen nach der Errettung durch Christus sehnt, wahrhaftig schon an ihn glaubt. Da kamen mir die Tränen, und ich fraget noch einmal: Aber Herr, kann denn ein so großer Sünder wie ich bei dir Aufnahme finden und gerettet werden? Und ich hörte ihn sagen: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinaustoßen (15) Dann fragte ich: Aber Herr, wie soll ich von dir denken, wenn ich zu dir kommen, damit mein Vertrauen sich wirklich auf dich richtet? Er antwortete: Das ist gewißlich wahr und ein Wort, des Glaubens wert, daß Christus Jesus in die Welt gekommen ist, die Sünder selig zu machen. (16) Er ist des Gesetzes Ende, wer an ihn glaubt, der ist gerecht. (17) Er ist um unsrer Sünden willen dahingegeben und um unsrer Rechtfertigung willen auferweckt. (18) Er liebte uns und wusch uns von unseren Sünden mit seinem Blut (19): Er ist der Mittler zwischen Gott und den Menschen (20), denn er lebt immer und bittet für sie (21). Aus alldem erkannte ich, daß ich die Gerechtigkeit in ihm selbst suchen mußte und die Sühne für meine Sünden in seinem Blut; daß er dem Gesetz seines Vaters gehorsam war und sich seiner Strafe unterworfen hatte, nicht für sich selbst, sondern für jeden, der das als seine Rettung annimmt und ihm dafür dankt. Jetzt kehrte Freude in meinem Herzen ein, und meine Augen füllten sich mit Tränen, und ich sprudelte über vor Liebe zu dem Namen, dem Volk und dem Weg Jesu Christi.“
Christ: „Da hat sich wahrhaftig Christus deiner Seele offenbart. Aber sage mir noch, wie sich das auf deinen Geist ausgewirkt hat?“
Hoffnungsvoll: „Ich erkannte, daß die Welt trotz all ihrer Gerechtigkeit sich in einem Zustand der Verdammung befindet. Ich begriff, daß Gott, der Vater, obwohl er gerecht ist, gerechterweise den Sünder, der zu ihm kommt, gerecht machen kann. Ich schämte mich sehr für die Abscheulichkeit meines früheren Lebens und für meine eigene Unwissenheit, denn bisher hatte mir die Herrlichkeit Jesu noch nie so vor Augen gestanden. Ja, ich dachte, wenn ich jetzt tausend Gallonen Blut in meinen Adern hätte, würde ich sie mit Freuden bis zum letzten Tropfen um des Herrn Jesu willen vergießen.“
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