Donnerstag, 29. April 2010

Theologie


Obwohl das Wort Theologie nicht eine Schöpfung des christlichen Glaubens, sondern der griechischen Philosophie ist und nur zögernd im Bereich des Christlichen Raum gewann, ist Theologie nach heutigem Verständnis Rede von Gott in einem besonderen und spezifischen Sinn. Die Theologie meint nicht den Gott, der möglicher Abschluß einer philosophischen Seins- und Weltbetrachtung ist, auch nicht den Gott, von dem die Religionen in vielfältiger und oft verwirrender Weise Zeugnis ablegen, die Theologie wendet sich vielmehr jener Rede von Gott zu, wie sie in den Schriften des Alten und des Neuen Bundes begegnet. Ich könnte in einer bekannten Formulierung von Pascal sagen: Der Gott der Theologie ist nicht der Gott der Philosophen, sondern der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott, den Jesus von Nazareth als seinen Vater bekennt. Der Gott, von dem die Theologie redet, ist – mit anderen Worten – der Gott, der in Taten, Tatsachen und in einer Geschichte gesprochen hat: in der Geschichte des Volkes Israel und in der Geschichte Jesu Christi; er ist der Gott, der durch Menschen sich vermittelt hat: durch die Propheten und zuletzt – das heißt in letztmöglicher Weise -, wie der Hebräerbrief sagt, in seinem Sohn. Der Gott, von dem die Theologie spricht, ist der Gott der christlichen Offenbarung, der Gott des christlichen Glaubens.

(Heinrich Fries – Gesichtspunkte der Theologie; in: Gott - Wer ist das eigentlich?)

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