"The world needs a new global architecture, additional layers of governance, to deal with issues that neither nations nor traditional forms of intergovernmental organizations can cope with."
("Europe, A beautiful Idea" by Amitai Etzioni, September 2004 conference at
Eine neue Ordnung aus dem Chaos
Nach Jahrhunderten und Jahrtausenden von politischem Imperialismus, massakrierender heiliger Kriege, skrupellosem und maßlosem Ausschlachten der Ressourcen der Natur und einem ad absurdum geführten, ausufernden kapitalistischen Profitstreben; nach der Sinnentleerung und Vereinzelung des Menschen, dem Verlust moralischer Leitinstanzen und dem Auflösen der verbindlichen Bande der Familie, nach all dem sieht sich die Menschheit konfrontiert mit dem materiellen und spirituellen Bankrott, der geradezu nach einer Kehrtwende schreit und das Bedürfnis nach Frieden, Sicherheit und einer Rückkehr zu einem "natürlicheren", "solidarischerem" und "bewußteren" Leben ins Extreme schürt.
An diese Bedürfnisse und Hoffnungen appeliert die Utopie eines vereinten und verbrüderten Weltbürgertums im Rahmen eines vernünftigen ethischen "Vertrages" - einer verbindlichen, globalen Ethik für alle. Diese Ethik ist "grün", und, sie ist ökumenisch.
Was ist aber ist neu an dieser neuen Weltordnung? Wodurch hebt sie sich von der alten Ordnung der Dinge ab?
Da der Übergang von der „alten“ zur „neuen“ Ordnung nicht abrupt sondern schleichend vonstatten gegangen ist bzw. geht, nehmen viele Menschen den damit verbundenen weltanschaulichen und politischen Paradigmawechsel nicht bewußt zur Kenntnis. Es mangelt an Gegenüberstellungen der prinzipiellen Unterschiede der "alten" und der "neuen" Ordnungsfundamente, um die diesem Paradigmawechsel innewohnende Bedeutung zu erfassen.
Die Vision an sich ist alt, älter als der 11. September 2001, älter als die Gründung der Vereinten Nationen, älter als die französische Revolution. Doch nie zuvor war die Welt als Ganze so verstrickt und in diesem Sinne an einem so globalen Scheidepunkt wie in der Gegenwart, und in diesem Sinne gebärdete sich jene Vision noch nie so verheißungsvoll und mit solch eine Aura der Unvermeidbarkeit. Man erliegt leicht dem Charme dieses globalen Traumes und vergißt ebenso leicht die tiefer liegenden ideologischen Prinzipien, auf denen dieser basiert. Denn eines muß man sich vor klar machen: die neue Weltordnung, von der die Rede ist, ist weder wertneutral noch ideologiefrei. Sie ist im Gegenteil durch und durch ideologisch - und sie ist ideologisch aggressiv.
Dabei verfolgen ihre Verfechter ihrem Selbstanspruch nach heere Ziele, die alle sehr vernünftig und nobel scheinen, zusammengefaßt unter dem großen Theoretikum des Sustainable Developments, der Nachhaltigen Entwicklung: nachhaltiger Umweltschutz, nachhaltiger Friede auf Erden, nachhaltige soziale Gerechtigkeit. Dies alles ist laut der Planer nur verwirklichbar durch das Auflösen nationaler Grenzen, was die verbindliche Gesetzgebung betrifft. Doch mittlerweile beobachten auch viele Menschen, die mit der Vorstellung von Staatsouveränität gar nichts mehr anfangen können und dessen Verkust ihnen wenig Angst einjagt, da sie sich selbst schon längst als Bürger Europas oder der Welt empfinden, mit zunehmendem Argwohn den Verlust bürgerlicher Rechte der mit den gengewärtigen Entwicklungen einhergeht. Und ihre Skepsis ist berechtigt:
Die neue Weltordnung räumt gewaltig auf mit der Freiheit und den Rechten des Individuums. Sie ist ihrem Wesen nach utilitaristisch, kollektivistisch, oligarchisch und entgegen ihres Lobpreises der Toleranz, intolerant.
Wir wollen die wesentlichen Aspekte dieses gegenwärtigen, allumfassenden „Welt-Projekts zur Lösung der Probleme unseres Planeten“ untersuchen. Das impliziert:
1. Um die neue Weltordnung in ihrer gesamten Bedeutung zu erfassen ist es notwendig, sich mit dem philosophischen Rahmen vertraut zu machen, von dem sie ihre scheinbar „selbstläuferische“ Dynamik bezieht und der auch als modus operandi dient, mit dem diese neue Ordnung der Dinge gezielt vorangetrieben und durchgesetzt wird: die Hegelsche Dialektik (alias Hegels Vermächtnis an unsere Mentalität).
2. Kommunitarismus: Das unvermeidliche aktuelle Resultat jener Hegelschen Dialektik und seine radikale Umdeutung der alten Werte und Strukturen. Kommunitarianismus ist die aktuell dominierende gesellschaftstheoretische Strömung, die den gesamten gegenwärtigen Kurs der nationalen und internationalen Politik diktiert. Stichwort: Agenda 21. Alias: Warum die Prinzipien des Sozialismus heute lebendiger sind als je zuvor.
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